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Themen - Möff

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1. Mannschaft / Der Capo hat genug....
« am: 25. Juli 2018 09:24 »
Irgendwann ist wohl jeder frustriert...
Da wird ständig an die Zivilcourage appelliert, man solle nicht wegsehen etc. - in der Praxis ist es aber so, dass letztlich das Eingreifen - und da ist es halt nicht immer bloss mit guten Worten getan - auf den "Helfer" zurückfällt...
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 Der Capo hat genug von Hooligans
 
Langnau Die Fangemeinde der SCL Tigers droht ihren ¬guten Ruf zu verlieren. Das -befürchtet jedenfalls ihr ¬bisheriger Vorsänger Stefan Hofstetter. Jetzt ist er aus ¬Protest zurückgetreten.
Achtzehn Jahre lang ging er für die SCL Tigers durch dick und dünn. Stefan Hofstetter war mehr als ein gewöhnlicher Fan des Hockeyclubs. Das zeigt sich nicht bloss daran, dass er in dieser ganzen Zeit von allen Meisterschafts-, Vorbereitungs- und Testspielen bloss dreizehn nicht gesehen hat.
 
Zur grossen Bekanntheit in der Eishockey-Fangemeinde schaffte es Hofstetter aber als Capo der SCL Tigers: Hoschi war der Mann, der an den Spielen übers Megafon die Fangesänge anstimmte. Zehn Jahre lang gab er den Takt vor und heizte die Stimmung an. Als er als 24-Jähriger das Amt übernommen habe, ¬seien ihm Bierflaschen und Schnupftabakdosen um die Ohren geflogen, erzählt er.
 
Der junge Capo musste sich den Respekt der Fans erst erarbeiten. Aber nach drei Spielen sei er anerkannt gewesen. «Du bist der normalste Capo der ganzen Schweiz», habe einmal ein Bieler Stadionmitarbeiter zu ihm gesagt. Die anderen würden zuweilen Sachen ins Megafon rufen, für die sie eigentlich bestraft werden müssten, weiss auch Hoschi.
 
Dem Langnauer ist es wichtig, trotz aller Verehrung für den eigenen Club anständig zu bleiben gegenüber der anderen Mannschaft und ihren Fans. «Sechzig Minuten sind wir Gegner, aber danach muss man mit jedem reden können.»
 
Das ist Hofstetters Slogan, unter diesem Motto hat er seine Mannschaft auf dem Eis all die Jahre unterstützt. Wer sich in seinem Umfeld umhört, merkt: Was Hoschi sagte, hatte Gewicht, er wurde respektiert. Wegen einzelner Personen, die sich im Dunstkreis der SCL Tigers tummeln, hängt der Capo nun aber sein Amt an den Nagel.
 
«Mir hat es den Nuggi heraus¬gejagt», sagt Stefan Hofstetter. Schuld daran seien jene, die sich als Fans bezeichnen würden, aber klar den Hooligans zuzuordnen seien. Personen, die nicht wegen der Spiele, sondern zum Krawallmachen in die Stadien kämen.
 
Solche würden sich immer häufiger auch unter die Anhänger der SCL Tigers mischen. Hofstetter ärgert es, dass ihretwegen heute kein Match ohne Polizeipräsenz stattfinden kann und in den Stadien Absperrgitter nötig sind. «So etwas gab es früher nicht», sagt er und verweist auf eidgenössische Schwingfeste, an denen 50 000 Zuschauer aus allen Kantonen zusammen sind und miteinander auskommen.
 
Trotzdem wäre der Capo eine weitere Saison geblieben – wenn die SCL Tigers AG anders reagiert hätte auf einen Zwischenfall, der sich am 28. Februar 2018 ereignet hatte. Nach dem Match gegen den HC Genf-Servette seien sich Tigers-Fans in die Haare geraten. Er habe die beiden Streithähne auseinandergenommen.
 
«Nicht geschlagen, nicht getreten, sondern am Arm gepackt und auseinandergezogen habe ich sie», präzisiert der Zimmermann. Einer der beiden habe ihn daraufhin an der Kehle gepackt und zugedrückt, bis er keine Luft mehr bekommen habe. Die Überwachungskamera habe den Vorfall gefilmt.
 
Die Verantwortlichen der SCL Tigers hätten die Videobilder dann studiert und später zu einer Sitzung eingeladen. Weil der besagte Mann schon mehrmals negativ aufgefallen war, verlangten der Capo und der Präsident der Fanszene, dass ihm ein Stadionverbot erteilt würde.
 
«Die Geschäftsstelle hat mich jedoch belehrt, dass dann auch mein Einschreiten bestraft werden müsste», berichtet Stefan Hofstetter. Das hat den Capo derart enttäuscht, dass er nicht länger als Aushängeschild der Tigers-Fans dienen mag.
 
Hoschi warnt – und geht
«Wie junge ‹Giele› heute gegenüber Leuten, die ihre Eltern sein könnten – und innerhalb des gleichen Fansektors stehen –, eine freche ‹Schnore› haben, das ist jenseits», sagt Hofstetter. Der ¬Alkoholkonsum übersteige jedes Mass, Gewalt nehme zu.«Niemand unternimmt etwas dagegen, alle nehmen die Tendenz auf die leichte Schulter.» Damit könne er sich nicht länger identifizieren. «Das kommt nicht gut», warnt Hofstetter.
Deshalb tritt er zurück. «Aber es geht mir ans ‹Läbige›», gesteht er. Noch weiss er nicht, wie er es emotional verkraften wird, die Spiele künftig von einer anderen Position aus zu verfolgen. Die Männer auf dem Eis können sich der mentalen Unterstützung ihres Fans trotzdem weiterhin ¬sicher sein.
 

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