Playoff verpasst, aber Abstieg verhindert: Welche Note geben Sie der Mannschaft?Eine 4,5 bis 5. Es war wesentlich besser als in den letzten zwei Jahren. Der einzige grosse Makel sind die Zuschauerzahlen. Da habe ich definitiv mehr erwartet.Haben die beiden fürchterlichen Saisons mit 81 Niederlagen in 102 Spielen doch grösseren Schaden angerichtet als befürchtet?Wir spielten sehr schlecht und verloren oft – das ging an vielen Fans nicht spurlos vorbei. Und gerade von Menschen aus meiner Generation weiss ich, dass sich ihre Gewohnheiten verändert haben. Einige waren wegen der Pandemie zwei Jahre nicht mehr im Stadion, sie schauen die Spiele nun am TV und sind damit zufrieden. (überlegt) Wenn ich sehe, welche Euphorie an den Heimspielen von Ajoie oder Ambri herrscht, dann komme ich zum Schluss, dass bei uns schon eine andere Mentalität herrscht.Inwiefern?Die Emmentaler sind eher zurückhaltender, kommen nicht so schnell aus sich heraus. Aber: Es sind wir, die viele Kunden verloren haben. Das ist nicht das Problem der Kunden, sondern jenes von uns. Wir müssen Freude bereiten und für positive Emotionen sorgen – so wie zuletzt im Playout gegen Ajoie. Nicht ganz 5000 Zuschauer erschienen im Schnitt pro Partie. Sogar in den beiden NLB-Saisons zwischen 2013 und 2015 waren es mehr … … gerade im Playout war der Zuschaueraufmarsch enttäuschend, das war neu für uns. Aber wir müssen jetzt vorwärts schauen. Wir haben sehr treue Fans. Und es ist wunderbar, haben wir die Nähe zu den Schulen gesucht. Wir haben viele Klassen eingeladen, die Spieler besuchten den Unterricht – für viele Kinder war das der erste und gleich prägende Berührungspunkt mit Eishockey.Gegenüber der Vor-Pandemie-Zeit fehlten pro Partie knapp 700 Zuschauer. Was bedeutet das in finanzieller Hinsicht?Es gibt eine grobe Rechnung: 100 Zuschauer pro Spiel auf eine Saison hochgerechnet machen 100’000 Franken aus. Wir haben vorsichtig budgetiert, daher werden wir, wenn überhaupt, einen geringen Verlust ausweisen. Und gerade das Saisonabschlussfest von letzter Woche stimmt mich zuversichtlich: Es kamen geschätzt doppelt so viele Leute wie im Vorjahr, die Autogrammstunde war auch nach drei Stunden nicht fertig.Und doch wird es kein Leichtes, künftig wieder mehr Zuschauer zu mobilisieren.Nein. Und wir tragen die Verantwortung für das Geschehene. Im April 2020, nach dem Ausbruch der Pandemie, ging es für uns nur ums Überleben. Deshalb sparten wir, wo wir konnten. Ich weiss von Leuten, die zehnmal von weit her nach Langnau an die Spiele kamen und zehnmal mit einer Niederlage heimfuhren. (überlegt) Doch ich bin sehr zuversichtlich: Wir lancieren demnächst eine innovative Abo-Marketingkampagne. Und der Bau des zweiten Eisfeldes und die Athletikhalle werden eine Euphorie entfachen. Garantiert.Die Bagger sind längst vorgefahren, im Herbst 2024 soll das 20-Millionen-Projekt fertig sein. Wie viel Geld schiessen Sie selber ein?Da verrate ich keine Details. Nur so viel: 80 Prozent sind privat finanziert, und natürlich kommt ein grosser Teil von meiner Familie. Wir liegen momentan ein wenig unter dem Budget, was sehr erfreulich ist. Als wir vor einem Jahr das Projekt stoppen mussten, weil die Rohstoffpreise in die Höhe stiegen, hörte ich indirekt von vielen Leuten, die sagten, sie hätten immer gewusst, dass der Jakob das nicht hinkriegen würde.Auch im Verwaltungsrat gab es lange Widerstände. Weshalb hat der Wind gedreht?Die Preise sind massiv gefallen. Und unsere sportliche Führung hat allen klipp und klar aufgezeigt, dass wir ohne verbesserte Infrastruktur respektive ohne bessere Eiszeiten in der National League fehl am Platz sind. Momentan können wir keine weiteren Nachwuchsmannschaften stellen, weil uns das Eis fehlt. Würden wir nicht bauen, hätten die SCL Tigers keine Zukunft.Die Gemeinde Langnau beteiligt sich nicht am Projekt. Macht Sie das wütend?Die Aufhebung des Baurechts für die Markthalle hat die Gemeinde mit 1,1 Millionen unterstützt. Doch im gleichen Atemzug hiess es: Die Schulen haben Eis, wir zahlen keinen Franken an Investitionen und Betriebskosten. Natürlich haben die Schulen Eis, deshalb muss unsere erste Mannschaft ja öfter ausweichen! In einem Interview war zu lesen, die Gemeinde hoffe, dass die Betriebskosten nicht irgendwann auf sie zurückfallen würden. Da war kein Funke von Euphorie zu spüren. Dabei hat die Öffentlichkeit bald mehr Eis zur Verfügung, und die Athletikhalle soll auch von anderen Vereinen und Sportarten genutzt werden können.Sind Sie frustriert?Das politische Langnau hat nicht begriffen, was bei uns entsteht. Ich bin nicht hässig. Aber: Kloten hat ein ähnliches Projekt realisiert, die Stadt steuerte 30 Millionen bei. Die Tigers kaufen sich mit einem À-fonds-perdu-Beitrag für die Miete ein. Wir übernehmen als Firma die Defizitgarantie für die Betriebskosten.Für wie lange?Für die nächsten Jahre.Was bedeutet das für die Tigers?Die Idee ist: Langfristiges Sponsoring durch die Jakob AG, welche den Erweiterungsbau besitzt und diesen der Region sowie dem Nachwuchs- und dem Profisport zur Verfügung stellt. Die Tigers sind Nutzer. Ob sie erfolgreich sind oder nicht, hat auf die Infrastruktur keinen Einfluss. Und im Umkehrschluss ist die Infrastruktur für die Tigers kein Risiko. Die zusätzlichen Einnahmen, die dadurch erzielt werden, gehen in ihre Kasse.Besteht die Idee mit dem Hotel auf dem Gelände noch?Das bleibt ein Fernziel von mir, ja.Dann bleiben Sie noch eine Weile Präsident?Ich habe nach wie vor Freude daran und an unseren Projekten. Ob ich Präsident bin oder nicht, spielt aber keine Rolle. Wenn jemand kommt und diesen Posten übernehmen möchte, stehe ich nicht im Weg.Hören Sie den Vorwurf noch: Sie hätten Ihr Geld besser in die Mannschaft statt in Beton investiert?Wahrscheinlich wird das noch immer gesagt. Seit klar ist, dass wir die Athletikhalle und das zweite Eisfeld realisieren, freuen sich die Leute jedoch. Wir sind finanziell seriös unterwegs. Und wir realisieren kein Luxusprojekt.Wie steht der Club im wirtschaftlichen Vergleich mit der Konkurrenz da?Es gibt anonymisierte Zahlen, welche die Geschäftsführer aller NL-Clubs austauschen. Wir vermuten, dass wir hinter Ambri und Ajoie zurückgefallen sind. Es ist kein Geheimnis, dass die Kluft zwischen gross und klein immer mehr auseinandergeht.Es bräuchte mindestens eine zusätzliche Million pro Saison, um in dieser Liga eine bessere Rolle zu spielen, einverstanden?Vor 13 Jahren hiess es, wenn wir das Budget nicht jedes Jahr um eine halbe Million erhöhen, dann macht das keinen Sinn. Geld ist wichtig. Aber schauen Sie sich La Chaux-de-Fonds an, das Ajoie in der Ligaqualifikation alles abverlangt. Und wir haben auch schon gegen die ZSC Lions gewonnen. Sind wir wirklich besser mit einer zusätzlichen Million? Wir haben eine andere Strategie, setzen auf die Infrastruktur und einen starken Nachwuchs.Teams wie Rapperswil, die einen Schritt nach vorne gemacht haben, mussten investieren, um gestandene Schweizer Spieler zu holen.Die Infrastruktur, über die wir bald verfügen, wird schweizweit einzigartig sein. Da nimmt ein Spieler vielleicht weniger Lohn in Kauf, wenn er dafür optimale Trainingsbedingungen und Betreuung hat. Ich versuche, unsere Probleme damit zu lösen. Daneben kann ich nicht auch noch etwas aufs Budget packen..Sie kommen nicht aus dem Eishockey, haben keine familiäre Bindung zum Sport. Warum nehmen Sie das alles auf sich?Bevor ich zu den Tigers kam, gab es in meinem Leben die Firma, die Familie und etwas Sport. Das wars. Durch unser Engagement haben meine Frau und ich tolle Menschen kennen gelernt, Freundschaften sind entstanden. Während des Playout war ich in Nordamerika, aber meine Frau fuhr mit Kolleginnen im Fan-Car nach Pruntrut. Das finde ich schön.
Nach fast einem Monat wäre es an der Zeit, wieder einmal das Adrenalin auf dem PB zwischen Hockey-WM und Fussball-EM in Wallung zu bringen, auch wenn die Geschichte die ich hier bringe, nicht so genau zum Thema passt ….