8 Verletzte, nur 2 Ausländer - natürlich dürfen dies keine Ausreden sein. Aber die Auswirkungen sind trotzdem nicht zu unterschätzen. Selbst ein HCD unter Wundermann AdC spürt die Verletztenliste, wenn diese ein gewisses Ausmass bzw. eine gewisse Dauer überschreitet. Und der HCD hat im Vergleich zu den Tigers doch noch ein etwas breiteres Kader und kann hier mehr wegstecken. Den Tigers fehlt diese Breite im Kader. Gerade im Hockey hängt sehr vieles von kleinen Details ab, und wenn ständig mit dem letzten Aufgebot gespielt werden muss, dann fehlt hier ein Zentimeter und da ein Schritt und dort ein wenig Kraft im Zweikampf. Und irgendwann hat dann auch die Psyche der Mannschaft einen Knacks, da kann der grösste Motivator an der Bande stehen. Wie (fast) immer ergab sich durch den Trainerwechsel ein gewisser "Kick" und die Tigers erkämpften sich vor Weihnachten 3 Siege in Folge, darunter gegen Gegner wie den SCB oder den ZSC. Man darf sich ab solchen Erfolgen freuen, eine allgemeine Trendwende daraus abzuleiten führt aber nur wieder zu neuen Enttäuschungen.
Man kann noch lange an diesem und jenem Spieler herumkritisieren, den Trainern und den Sportchefs die Schuld in die Schuhe schieben, d.h. das ganze bekannte Programm, welches in solchen Situationen auf allen Pinboards abgespult wird. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass die entscheidenden Fehler in Langnau VOR der Saison gemacht wurden, und nun kaum mehr zu korrigieren sind. Wahrscheinlich hatte man aber gar keine andere Wahl, als diese "Fehler" zu begehen, weil es schlicht und ergreifend am Geld fehlte. Die Sparübungen bei der Mannschaft, insbesondere bei den Ausländern, sind nun kaum mehr zu korrigieren. Mit etwas Glück findet man evtl. noch 2 gute Ausländer, nur sucht aktuell jeder NLA-Klub solche Söldner. Bei den CH-Spielern ist es noch schwieriger. Ein Thomas Nüssli trifft zwar das Tor, ist aber chronisch verletzungsanfällig. Ansonsten wäre er wohl längst auch auf dem Radar von anderen Klubs.
Der langen Rede Sinn: Es soll nicht jede schwache Leistung mit den misslichen Umständen entschuldigt werden. Andererseits nützt es auch nichts, die Augen vor der Realität zu verschliessen. Trainer und Sportchef sind nicht die Hauptverantwortlichen für die Lage der Tigers, sondern müssen versuchen, das Boot vor dem Kentern und dem Untergang zu bewahren. Ich bin noch immer zuversichtlich, dass dies gelingt, wenn das Team die richtige Einstellung dazu findet. D.h. dass man sich auch von einem Abend wie gestern nicht entmutigen lässt, sondern solches als Lektion begreift, und den Fokus voll auf die Auf-/Abstiegsrunde richtet. Wenn aber der Verbleib in der NLA im Frühling gesichert werden kann, muss insbesondere die Chefetage über die Bücher. Wenn man punkto finanzieller Mittel bzw. Qualität in der Mannschaft sogar noch hinter Biel und Ambri zurückfällt, wird die Situation ungemütlich. Denn irgendwann gehen Balanceakte, wie sie die Tigers diese Saison aufführen müssen, dann nicht mehr gut.