Schweiz
Seite 11
[font=title !important]Sportclubs müssen um Anlässe bangenCorona-Hotspot Der Kanton Waadt plant trotz der hohen Infektionszahlen ab Oktober wieder Grossanlässe mit mehreren Tausend Zuschauern. Diese werden möglicherweise im letzten Moment gestoppt. [/color]
Markus Brotschi und Janine Hosp[/color][/size]
[size=var(--size-text) !important]Die Waadt ist zurzeit der Corona-Hotspot der Schweiz mit Infektionszahlen, die auch im internationalen Vergleich hoch sind. Jeden Tag stecken sich hier 18 von 100’000 Personen mit dem Coronavirus an, dies im Durchschnitt der letzten sieben Tage. Nicht annähernd so viele sind es in den Kantonen Genf (10) oder Freiburg (
, die ebenfalls Spitzenwerte verzeichnen. Zum Vergleich: Die Grossregion Paris, die auch stark betroffen ist, verzeichnete in der letzten Woche 23 Ansteckungen pro 100’000 Einwohner. [/color][/size]
[size=var(--size-text) !important]Trotz der hohen Infektionszahlen hat der Kanton Waadt seine Quarantäneregeln ein zweites Mal gelockert und hält an der Möglichkeit fest, ab 1. Oktober Grossanlässe mit mehr als 1000 Personen durchzuführen. Dies sagte die Waadtländer Sicherheitsdirektorin Béatrice Métraux diese Woche. Am 1. Oktober steht das Spiel des Hockeyclubs Lausanne gegen die SCL Tigers an, und am 3. Oktober treffen die Fussballer von Lausanne-Sport auf jene des FC Zürich. Diese Partien der höchsten Spielklasse sollen wieder vor mehr als den zurzeit noch zulässigen 1000 Zuschauern stattfinden. Trotz hoher Infektionszahlen treiben die Waadtländer Behörden die Vorbereitungen für die Grossanlässe voran.[/color][/size]«Ein gefährliches Spiel»[size=var(--size-text) !important]So hat Lausanne-Sport ein Schutzkonzept für Spiele vor bis zu 8000 Zuschauern vorgelegt. Es wurde für gut befunden, wird aber noch detailliert überprüft. «Die Spiele können stattfinden, wenn die Vorkehrungen den Schutz der Zuschauer gewährleisten», sagt der zuständige Waadtländer Volkswirtschaftsdirektor Philippe Leuba auf Anfrage.[/color]
[size=var(--size-text) !important]Dennoch können die Sportclubs nicht sicher sein, ob sie trotz ihres grossen Aufwands die Spiele auch tatsächlich vor Zuschauern durchführen können. «Das ist nur dann zulässig ist, wenn es die epidemiologische Situation erlaubt», hält das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage fest. Die Kantone müssen sie vor jedem Spiel neu beurteilen. Der definitive Entscheid, ob ein Spiel durchgeführt werden kann oder nicht, fällt gemäss einem Sprecher der Waadtländer Volkswirtschaftsdirektion erst wenige Tage vorher.[/color][/size]
[size=var(--size-text) !important]«In dieser Situation wäre es ein sehr gefährliches Spiel, Grossanlässe zu genehmigen», sagt Didier Trono, Mitglied der Covid-Task-Force des Bundes. Er hält Veranstaltungen mit mehreren Tausend Zuschauern für äusserst riskant. Die Waadtländer Behörden müssten auch berücksichtigen, dass es drei bis vier Wochen dauere, bis sich Massnahmen wie die Schliessung der Clubs auf die Anzahl der Infektionen auswirkten. [/color][/size]
[size=var(--size-text) !important]Kantone dürfen nur dann Grossanlässe zulassen, wenn sie gewährleisten können, dass das Contact-Tracing funktioniert. Gerade in der Waadt können sich die Behörden aber nicht mehr darauf verlassen; da es völlig überlastet ist, musste der Kanton die Quarantäneregeln lockern. Das BAG gibt vor, dass sich alle Personen in Quarantäne begeben müssen, die einem Infizierten länger als 15 Minuten näher als 1,5 Meter waren. In der Waadt gilt dies nur noch für Personen, die mit dem Infizierten auch zusammenleben oder mit ihm eine intime Beziehung haben.[/color][/size]2000 in Quarantäne[size=var(--size-text) !important]Zudem hat der Kanton die sogenannte «Quarantaine sociale» erfunden. Danach müssen Personen, die mit einem Infizierten Kontakt hatten, wohl in ihrer Freizeit zu Hause bleiben und sich isolieren. Zur Arbeit sollen sie aber weiterhin gehen, einfach mit Schutzmaske.[/color]
[size=var(--size-text) !important]Dabei spielen auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle, wie Kantonsarzt Karim Boubaker zu RTS sagte. In der Waadt sitzen bereits 2000 Personen in Quarantäne, was bei Unternehmen zu Engpässen führen kann. Gleichzeitig konstatiert Boubaker, dass der Widerstand in der Bevölkerung gegen die Quarantäne wächst. Deshalb wolle sie der Kanton so ausgestalten, dass sie verhältnismässig sei und sich vor allem auf jene Zusammentreffen konzentriere, in denen das Ansteckungsrisiko am höchsten ist.[/color][/size]
[size=var(--size-text) !important]Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte, sagte diese Woche zu dieser Zeitung, dass die soziale Quarantäne eine sehr breite Interpretation der Bundesempfehlungen sei. Aber die konkrete Umsetzung sei Sache der Kantone.[/color][/size]
[size=var(--size-text) !important]Aufgrund der breiten Kritik an den gelockerten Quarantäneregeln und der Praxis des Contact-Tracings sahen sich die zuständigen Staatsrätinnen Rebecca Ruiz und Béatrice Métraux am Freitagabend gezwungen, ihre Strategie in einem Communiqué zu verteidigen. Wie sie schreiben, handelt es sich nur um eine vorübergehende Anpassung. Aufgrund der stark steigenden Fallzahlen hätten sie Prioritäten setzen müssen. Sie betonen jedoch, dass das Contact-Tracing nach wie vor den Vorgaben des BAG entspreche.[/color][/size]