«Ich denke, das habe ich nicht so schlecht gemacht»
Zum Saisonende sorgen die SCL Tigers für einen Knall. Sportchef Jörg Reber wird sich zurückziehen, um künftig als Leiter strategische Entwicklung Sport tätig zu sein. Im Interview zieht der 43-Jährige Bilanz.
Jörg Reber sagt mit Blick zurück: «Als es galt, schwierige Entscheide zu treffen, habe ich zu diesem Zeitpunkt für mich richtig gehandelt.»
Interview: Marco Oppliger
Warum hören Sie als Sportchef der SCL Tigers auf?Jörg Reber:Es war ein längerer Prozess, ich hatte die Verantwortlichen schon länger über meinen Entscheid informiert. Ich bin nun viereinhalb Jahre lang Sportchef, diese Zeit war für mich extrem intensiv, herausfordernd, lehrreich, spannend und interessant. Ich konnte in dieser Phase etwas in meinen Rucksack packen, das mir für meine weiteren Ziele helfen wird.
Machen Sie für diese weiteren Ziele den Schritt zurück aufs Eis?Ja, auf jeden Fall. Ich finde, dass ich das Ganze wieder aus einer anderen Sicht sehen werde. Aber vielleicht muss ich für die Erklärung etwas ausholen . . .
Bitte . . .Ich habe den Job als Sportchef nicht gesucht, sondern wurde von den Clubverantwortlichen gefragt, ob ich helfen würde. Ich brauchte nicht viel Bedenkzeit, die SCL Tigers liegen mir am Herzen. Aber ich sagte schon damals: Irgendwann will ich wieder zurück aufs Eis.
Für Sie wurde nun eine neue Stelle geschaffen, die des Leiters strategische Entwicklung Sport. Was heisst das genau?Es geht um das Tigers-Hockey, das ich letztes Jahr auf Papier formulierte. Früher hast du einem Spieler nur aufgrund seiner Spielweise angesehen: Der kommt aus Langnau. Ich möchte unsere DNA wieder vertiefen. Es ist wichtig, dass von den Kleinsten bis zu den Elitejunioren der Charakter des Tigers-Hockeys erkennbar ist. Wir sind zwar auf gutem Weg, aber haben natürlich noch Potenzial.
Wie fällt Ihre Bilanz als Sportchef aus?Eigentlich gut. In den letzten drei Jahren seit dem Aufstieg haben wir stets einen Schritt vorwärts gemacht, das lässt sich punktemässig belegen. Wir sind stabiler geworden, das ist doch das Entscheidende. Betrachte ich das Gesamtbild, bin ich zufrieden.
Aufgrund der finanziellen Vorgaben konnten Sie keine grossen Transfers tätigen. Haderten Sie nie damit?Es sind immer mehrere Dinge, die einen manchmal zusetzen. Ich wusste ja, wie die Voraussetzungen in der NLA für die SCL Tigers sein würden, welche Mittel ich zur Verfügung haben würde. Natürlich war es so nicht immer möglich, eine Mannschaft nach den Ideen zusammenzustellen, die ich im Kopf hatte. Aber ich gab das Beste mit dem, was ich hatte. Und ich denke, das habe ich nicht so schlecht gemacht.
Trotzdem wehte Ihnen aus dem Clubumfeld, vorab von den Fans, zuweilen ein eisiger Wind entgegen. Hat Sie das getroffen?(überlegt) Wenig. Es gab zwei, drei Sachen, die unter der Gürtellinie waren. Manche Dinge gehen einem näher, andere weniger. Aber wenn man in der Öffentlichkeit steht, muss man damit umgehen können.
Gibt es etwas, auf das Sie besonders stolz sind?Den Aufstieg, ganz klar! Aber ich bin auf die ganze Zeit stolz, war immer stolz, ein Tiger zu sein. Nun möchte ich meine Energie und meine Erfahrungen, die ich als Trainer bei den Young Tigers, als Spieler und Sportchef sammelte, weitergeben. Damit wir vermehrt eigene Junioren in die erste Mannschaft bringen können.
Würden Sie rückblickend etwas anders machen?Nein, ich glaube nicht. Als es galt, schwierige Entscheide zu treffen, habe ich zu diesem Zeitpunkt für mich richtig gehandelt.
In Ihrer zweiten Saison beförderten Sie Benoit Laporte in Ambri vor die Garderobentür, um mit dem Team sprechen zu können. Würden Sie so etwas nochmals tun?Ich kann es nicht sagen, weil es ja eine andere Situation wäre. Hätte ich ein anderes Bauchgefühl gehabt, hätte ich es anders gemacht. Aber damals hatte ich das Gefühl: Es ist der richtige Entscheid.
Bis Ende Juli bleiben Sie Sportchef der SCL Tigers. Da die Mannschaft für die kommende Saison steht, dürften Sie sich primär der Suche nach Ihrem Nachfolger widmen, oder?Ich suche meinen Nachfolger nicht alleine. Der Geschäftsführer und der Verwaltungsrat sind, wie bei anderen Entscheidungen auch, ebenfalls involviert.
Gibt es bereits ein Profil für den neuen Sportchef?Wir haben intern über Anforderungen diskutiert, ja.
Interessanterweise ist mit Pascal Müller ein Kandidat verfügbar, der Emmentaler ist und bei den SCL Tigers gespielt hat . . .. . . dazu kann ich nichts sagen. Es wurden bis jetzt noch keine Gespräche geführt.